Anwendung der Rahmenplanung ÖI im Siedlungsraum in der FÖI des Kantons Glarus
Im Rahmen der kantonalen Fachplanung ÖI des Kantons Glarus wurde eine Rahmenplanung für den Grossteil der Siedlungsräume erstellt. Daraus werden hier einige Beispiele und Auszüge vorgestellt.
Beitrag
Beispiel
Kanton
Oktober 2024
Inhaltsübersicht
- Einleitung
- Schritt 1: Siedlungsraum abgrenzen und vorhandene Daten zusammenstellen
- Schritt 2: Potenziale und Opportunitäten ausfindig machen
- Schritt 3: Siedlungsraum mit Schwerpunkträumen der ÖI überlagern
- Schritt 4: Umsetzung auf Flächen im Besitz der öffentlichen Hand angehen
- Was liefert eine solche Rahmenplanung und was nicht?
Einleitung
Die «Rahmenplanung» für die ökologische Infrastruktur (ÖI) im Siedlungsraum wurde im Kanton Glarus als Teil der kantonalen ÖI-Fachplanung durchgeführt. Sie basiert auf einer orientierenden Analyse bestehender Daten – eine Feldüberprüfung fand nicht statt. Sie dient als übergeordneter Rahmen für die detaillierte Planung in den einzelnen Ortschaften und muss deshalb von den Gemeinden weiter konkretisiert und ergänzt werden. Gleichzeitig bietet sie wichtige Anknüpfungspunkte an die kantonale Planung der Ökologischen Infrastruktur. Die Rahmenplanung liefert zudem eine erste Einschätzung des Flächenpotenzials pro Siedlungsraum. Erste Auswertungen liegen derzeit für 11 Siedlungsräume im Glarnerland vor.
Schritt 1: Siedlungsraum abgrenzen und vorhandene Daten zusammenstellen
Als Basis wurde im Kanton Glarus die Abgrenzung des Siedlungsraums gemäss Richtplan. Damit besteht ein verbindlicher Bezugsraum, auch etwas für die Berechnung von Flächenanteilen.
Aus der ÖI-Fachplanung des Kantons wurden die bestehenden Kern- und Vernetzungsgebiete innerhalb dieser Siedlungsräume dargestellt. Wie Abbildung 1 beispielhaft zeigt, handelt es sich dabei jeweils nur um ganz wenige Flächen, während Abbildung 2 zeigt, dass rund um den Siedlungsraum durchaus entsprechende Flächen vorhanden sind.
Schritt 2: Potenziale und Opportunitäten ausfindig machen
Im Rahmen der ÖI-Fachplanung der Kantone standen verschiedene Datenquellen und Analysen zur Verfügung, welche es ermöglichten, mögliche Potenziale und Opportunitäten auch in den Siedlungsräumen ausfindig machen. Dazu gehören etwa Gewässerräume, Potenziale gemäss Analysen InfoSpecies und Agroscope, besondere Artfunde sowie auch Gewässer- und Verkehrsachsen.
Schritt 3: Siedlungsraum mit Schwerpunkträumen der ÖI überlagern
Die Siedlungsräume im Kanton Glarus überschneiden sich teils mit den in der ÖI-Fachplanung definierten Schwerpunkträumen, teils grenzen sie direkt an diese an. Dadurch lässt sich einzelnen Bereichen des Siedlungsraums eine inhaltliche Zuordnung zu den entsprechenden Schwerpunkten der Ökologischen Infrastruktur geben. Dabei ist jedoch zu beachten, dass diese Betrachtung eine kantonsweite, übergeordnete Perspektive darstellt und deshalb nur eine grobe inhaltliche Ausrichtung vorgibt. Vor Ort können die Verhältnisse davon abweichen, sodass andere Prioritäten oder Aufwertungsansätze sinnvoller sein können. Die dargestellte Überlagerung dient daher in erster Linie der Orientierung und sollte idealerweise auf kommunaler Ebene überprüft und weiter verfeinert werden.
In blau die Gewässerachsen bzw. «Feuchtachsen»
In grün der Korridor mit den Böschungen entlang der Eisenbahnlinie
In orange die Anknüpfungen an Trockenstandorte sowie wichtige Wanderachsen (Zuleitung zu Wildtierkorridor)
Das übrige Siedlungsgebiet ist in rosa gehalten, die Kuchengrafik zeigt die ungefähren Flächenanteile.
Schritt 4: Umsetzung auf Flächen im Besitz der öffentlichen Hand angehen
Anhand der allgemein verfügbaren Daten zur Bodenbedeckung können bestehende Grünflächen und übrige befestigte Plätze im Siedlungsraum relativ einfach identifiziert werden. Zu beachten ist dabei, dass darunter eine recht breite Palette von Flächen fallen – von Fussballplätzen über Friedhöfe, Parkplätze auf unbefestigten Arealen, Einfamilienhausgärten bis zu artenreichen Strassenböschungen.
Mittels Grundbuchdaten können darunter diejenigen Flächen ermittelt werden, welche sich im Besitz der öffentlichen Hand befinden. Auf einem Teil davon könnten erste Schritte zur ökologischen Aufwertung im Siedlungsraum angegangen werden. Je nach Lage der einzelnen Flächen liefert der vorangehende Schritt 3 Hinweise dazu, in welche Richtung eine Aufwertung erfolgen soll: Handelt es sich beispielsweise um eine Fläche in einem Schwerpunkt für Trockenstandorte oder könnte die Fläche ein strukturreicher Trittstein in einem Vernetzungskorridor werden?
In diesem Fall liegt deren Anteil bei etwa 5.6% des Siedlungsraums, wobei Wirksamkeit und Realisierungschancen je nach einzelner Fläche unterschiedlich sind.
Was liefert eine solche Rahmenplanung und was nicht?
Die Rahmenplanung lässt sich mit überschaubarem Aufwand erstellen und liefert einen ersten wichtigen Input – besonders wertvoll auch für kleinere Gemeinden. Sie zeigt die Grössenordnung des ökologischen Potenzials im Siedlungsraum auf und bietet einen klaren Rahmen mit Anknüpfungspunkten, möglichen Achsen und einer inhaltlichen Orientierung. Die zentrale Botschaft lautet: Auch im Siedlungsraum kleinerer oder ländlicher Gemeinden gibt es sinnvolle und notwendige Möglichkeiten zur Siedlungsökologie.
Gleichzeitig bleiben gewisse Lücken bestehen, denn die Ergebnisse beruhen teilweise auf Annahmen und groben Einschätzungen. Für konkrete Umsetzungsprojekte braucht es deshalb immer einen direkten Blick vor Ort: Wo bestehen Chancen? Welche Flächen eignen sich? Welche Partner können eingebunden werden? Genau hier sind die Gemeinden gefordert, die Rahmenplanung zu prüfen, weiterzuführen und in konkrete Massnahmen zu überführen.
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