01 | Schritte zur Umsetzung der ÖI

Überlegungen zur Veröffentlichung von Geodaten der ÖI-Planung auf dem kantonalen Geoportal

Die kantonalen Fachplanung Ökologische Infrastruktur (FÖI) produzieren eine Vielzahl an Geodaten. Nicht alle dieser Daten eignen sich gleichermassen für eine Publikation auf einem Geoportal.

Der Kanton Bern ist daran, seine ÖI-Geodaten auf dem kantonalen Geoportal zu publizieren. Die in diesem Rahmen vorgenommenen Überlegungen sollen anderen Kantonen beispielhaft aufzeigen, wie konkret vorgegangen werden könnte. Sie richtet sich an Fachstellen, die mit der Aufbereitung und Publikation betraut sind.

Im Zentrum stehen folgende Fragen:

  1. Welche Geodatenprodukte eignen sich für eine Veröffentlichung?
  2. Wie müssen die Daten aufbereitet sein?
  3. Was braucht es an begleitenden Informationen und Dokumenten?
  4. Was sind die Bedürfnisse der Nutzerinnen und Nutzer?

  Beitrag
Charakter
Beispiel
Raumbezug
Kanton
Datum
Juli 2025

Einleitung

Die wichtigsten Ergebnisse der kantonalen Fachplanung Ökologische Infrastruktur (FÖI) sind räumlich explizite Informationen – also Geodaten. Damit diese Daten ihre Wirkung entfalten können, ist es entscheidend, sie zugänglich zu machen.

Insbesondere kantonale und kommunale Behörden benötigen die ÖI-Geodaten als Fachgrundlage für ihre raumwirksamen Planungen, Instrumente und Verfahren, etwa im Bereich Siedlungsentwicklung, Landwirtschaft oder Naturschutz. Auch Planungsbüros, Umweltorganisationen sowie interessierte Private profitieren von einer klaren Datenbereitstellung.

Ziel ist es, die relevanten Geodatenprodukte auf dem kantonalen Geoportal öffentlich zugänglich zu machen – in geeigneter Form, mit den nötigen Erläuterungen und unter Berücksichtigung der technischen und rechtlichen Rahmenbedingungen.


1. Welche Geodaten eignen sich für eine Veröffentlichung?

Im Kanton Bern sind pro Teilebene folgende Planungsergebnisse der FÖI vorhanden:

Abbildung: Planungsergebnisse der FÖI pro Teilebene.
Beispiel Ausgangszustand (Betrieb) Soll-Zustand: In Planung (Ausbau, Ergänzung)
Kerngebiete:
Grafik Kerngebiete
Ausgangszustand der bestehenden KG Potenzielle Kerngebiete
Räumlich ausgeschiedene Vorschläge in verschiedenen Prioritäten
Vernetzungsgebiete:
Grafik Kerngebiete
Ausgangszustand der bestehenden VG Potenzielle Vernetzungsgebiete
Nicht räumlich ausgeschieden
Schwerpunkträume:
Grafik Kerngebiete
Schwerpunkträume
Grobe Räume ausgeschieden zur Lagesteuerung


Im Folgenden eine Übersicht der daraus resultierenden Geodaten mit den jeweiligen wichtigsten Eigenschaften:

Tabelle: Übersicht Geodaten
ÖI Kt. Bern Inhalt Ziel Eigenschaft Verbindlichkeit
Kern­gebiete Schutzgebiete und weitere Flächen von besonders hoher Biotopqualität. Es wird mindestens der Erhalt (qualitativ und quantitativ) angestrebt. Bei ausgewiesenem ökologischem Handlungsbedarf kann eine Ergänzung angezeigt sein.
  • Räumlich verbindlich ausgeschieden.
  • Flächen sind über langfristige Vereinbarungen oder Schutzbeschlüsse gesichert.
Bereits heute mit rechtlichen und planerischen Instrumenten gesichert.
Ver­netzungs­gebiete Flächen zur Vernetzung und Pufferung von Kerngebieten. Sie erhöhen die Lebensraumqualität und die Durchlässigkeit der Landschaft. Funktionalität der benachbarten Kerngebiete erhöhen und die Durchlässigkeit der Landschaft fördern. Eine räumliche Verschiebung oder lokale Reduktion in der Fläche kann zugelassen werden, sofern insgesamt die Fläche nicht abnimmt und die Flächen in die Schwerpunkträume verschoben werden.
  • Flächen sind nicht oder nur über kurzfristige Vereinbarungen gesichert.
  • Dadurch ergibt sich eine hohe Dynamik der Flächen, da die meisten nicht an einen Ort gebunden sind.
  • Ausnahmen sind z.B. Hecken, welche gemäss NHG geschützt sind und nicht entfernt werden dürfen.
  • Meistens sehr kleinräumige Flächen.
Schutz gemäss NHG nur für Teilflächen gegeben (z.B. Hecken). Ein Teil der Flächen ist durch privatrechtliche Vereinbarungen gesichert (z.B. Altholzinseln im Wald oder BFF in der Landwirtschaft).
Potenzial­gebiete Flächen, die aufgrund ihres naturräumlichen Potenzials als zukünftige Ergänzung der Ökologischen Infrastruktur in Frage kommen. Die Flächen liefern Hinweise auf vorhandene, noch nicht rechtlich gesicherte ökologische Qualitäten sowie auf vorhandenes naturräumliches Potenzial.
  • Je nach Qualität werden Flächen mit «Priorität 1», «Priorität 2» sowie «Weitere Flächen» unterschieden.
  • Die Qualität der Flächen und die Perimeter müssen bei raumwirksamen Tätigkeiten vor Ort überprüft werden.
Sie haben keine rechtlich verbindliche Wirkung. Es ist aber wahrscheinlich, dass in den Flächen Arten und Lebensräume vorkommen, welche gemäss NHG geschützt sind.
Schwer­punkt­räume In den Schwerpunkträumen kommen wichtige Kerngebiete und Potenzialflächen vor. Sie bezeichnen diejenigen Gebiete, wo aus fachlicher Sicht bevorzugt zusätzliche Biotope hoher Qualität (Kerngebiete) entstehen sollen und deren Vernetzung gefördert werden soll. Innerhalb von Schwerpunkträumen sollen bedeutende und vernetzte Lebensräume langfristig erhalten und prioritär weiterentwickelt werden.
  • Bezeichnen prioritäre Massnahmenräume und dienen der Lagesteuerung.
  • Bewusst grosszügig und nicht parzellenscharf ausgewiesene Räume. Damit erhalten die Regionen später in der raumplanerischen Abstimmung ausreichend Flexibilität beim Bezeichnen der zusätzlichen Flächen.


Die tabellarische Übersicht diente als Grundlage im Kanton Bern, aus der Fülle an Geodaten diejenigen zu identifizieren, die für eine Veröffentlichung besonders geeignet sind.

Es ist die Absicht, die Fachplanung Ökologische Infrastruktur in den in Revision begriffenen Sachplan Biodiversität zu integrieren. Über die Verankerung im Sachplan Biodiversität ist die Fachplanung generell bei raumwirksamen Tätigkeiten von Behörden (Kanton, Regionen, Gemeinden) zu berücksichtigen.

Der Kanton Bern hat sich entschieden, die Kerngebiete, Potenziale und Schwerpunkträume auf dem Geoportal öffentlich verfügbar zu machen.

Die Vernetzungsgebiete sind für eine breite Veröffentlichung nicht zweckmässig. Sie sind kleinräumig und sehr dynamisch. Sie können aber wichtige Grundlagen liefern z.B. für Biodiversitätsmassnahmen im Wald oder in der Landwirtschaft. Der Datenbezug läuft dann direkt über die Abteilung Naturförderung Kanton Bern.

Generelle Empfehlung: Prioritär sollten jene Geodaten veröffentlicht werden, die eine hohe Relevanz für die Raumplanung besitzen und die Aktualität gewährleistet werden kann.


2. Wie müssen die Geodaten aufbereitet sein?

Die Geodaten wurden im Kanton Bern gemäss dem minimalen Geodatenmodell Ökologische Infrastruktur aufbereitet (ÖIK 2024). Dieses Geodatenmodell wurde nicht von der KGK (Konferenz der kantonalen Geoinformations- und Katasterdaten) verabschiedet. Deshalb müssen den Ansprechpersonen bei den kantonalen Geodienststellen die Informationen des Geodatenmodells ÖI zur Verfügung gestellt werden.

Generelle Anforderungen an die Geodaten sind:

  • Format: ESRI Shapefile, GeoPackage oder Geodatabase; Projektion in LV95
  • Topologie: keine Überlappungen, Löcher oder ungültige Geometrien.
  • Attributstruktur: klar definierte Felder, einheitliche Namenskonventionen, keine unnötigen Felder.
  • Attributtabellen: enthalten relevante Informationen wie Bezeichnung, Typ, Flächengrösse, Verbindlichkeit, Quelle etc.


3. Was braucht es an begleitenden Informationen und Dokumenten?

Metadaten

Erfassung gemäss Interlis/Geocat.ch-Standard oder kantonalen Vorgaben.

Beschreibung von

  • Datenherkunft und Methodik
  • Aktualität / Erhebungsdatum
  • Verantwortliche Stelle
  • Datenverantwortung und Ansprechperson
  • Rechtliche Hinweise (z.B. Verbindlichkeit, Verwendungseinschränkungen)

Begleitdokumente

  • Methodenbericht zur Datenherkunft und -verarbeitung
  • Legende und Beschreibung der dargestellten Inhalte
  • Nutzungshinweise (z.B. was ist bei der Interpretation zu beachten?)
  • Verlinkung zu weiterführenden Dokumenten oder Berichten der Fachplanung

4. Was sind die Bedürfnisse der Nutzerinnen und Nutzer?

Für die Nutzer des kantonalen Geoportals ist es entscheidend, dass die publizierten Geodaten verständlich, gut dokumentiert und zweckmässig visualisiert sind.

Wichtige Überlegungen

  • Zielgruppen unterscheiden sich: Fachpersonen der Verwaltung haben andere Bedürfnisse als Planungsbüros oder Private.
  • Verbindlichkeit der Daten muss klar ausgewiesen sein: Sind die Daten rechtlich relevant oder rein informativ?
  • Lesbarkeit und Kartendarstellung: Farben, Transparenzen, Symbolik – diese beeinflussen das Verständnis wesentlich. Bsp: bei Flächen mit nicht parzellenscharfen Grenzen ist z.B. ein transparenter Farbverlauf statt eine starre Grenzlinie denkbar.
  • Interaktive Zusatzfunktionen wie Pop-up-Infos, Downloadmöglichkeiten, Verlinkungen sind möglich.

Bedeutung der Geodaten für die Praxis

  • Planungsinstrument: Grundlage für kommunale Nutzungsplanungen, Richtpläne, Schutzgebiete
  • Vollzugshilfe: Unterstützung bei Beurteilung von Baugesuchen oder Umweltprüfungen
  • Informationsquelle: Orientierung für Bevölkerung, Interessenverbände, Landwirtschaft

Fazit: Die Publikation der Geodaten muss sich an der praktischen Anwendbarkeit und dem Informationsbedürfnis der Nutzer orientieren.


Grundlegendes Dokument oder Quelle

ÖIK 2024: Ökologische Infrastruktur. Entwurf für ein minimales Geodatenmodell Ökologische Infrastruktur. Modelldokumentation. Im Auftrag der Konferenz der Beauftragten für Natur- und Landschaftsschutz KBNL.
Version 1.0 vom 28.06.2024.


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