HG Matrix - Ökologische Infrastruktur Mittelland ÖIM

Direkt zum Seiteninhalt
Hintergrund: Matrix und Durchlässigkeit
Werkzeugkasten ÖIM www.öim.ch
(basierend auf einer Zusammenstellung von Barbara Schlup, Hintermann & Weber AG)
Bereits Jedicke hat in seinem ursprünglichen Konzept des Biotopverbundes (1994) auf die Bedeutung der Matrix hingewiesen. Die Matrix ist darin neben Kern- und Vernetzungsgebieten ein gleichwertiger Baustein (Abb. 1). Gemäss Konzept kann der Biotopverbund nur ausreichend wirksam werden, wenn die Landschaftsmatrix extensiv genug bewirtschaftet wird.

Abb. 1: Bausteine des Biotopverbund-Konzepts nach aktuellem Verständnis. Alle drei Elemente sind gleichermassen bedeutsam. Grafik aus: Jedicke 2015.

Eine funktionsfähige ökologische Infrastruktur beschränkt sich deshalb nicht nur auf die bestehenden Kern- und Vernetzungsgebiete. Auch die umgebende Matrix trägt zur Funktionsfähigkeit bei, z.B. indem sie den Austausch und die Ausbreitung von Arten sowie die Qualität der Kern- und Vernetzungsgebiete beeinflusst.

Die Matrix ist erstens wichtig, weil viele Arten die Landschaft nicht als binäre Einteilung in Lebensräume und Nichtlebensräume wahrnehmen und ihre Raumnutzung nicht auf die Kern- und Vernetzungsgebiete beschränken. Solche Arten nehmen die Landschaft als graduelle Abstufung von Lebensraumqualitäten wahr. Für solche Arten ist neben der Grösse und der Lebensraumqualität eines Kerngebietes vor allem die Durchlässigkeit und Beschaffenheit der Gesamtlandschaft zentral (z.B. Reh oder viele Vogelarten). Neben der Bewirtschaftungsform ist auch entscheidend, ob räumliche Landschaftsstrukturen in Form von Gehölzen, Säumen oder Bachläufen vorhanden sind.
Zweitens beeinflusst die Matrix die Qualität der Kern- und Vernetzungsgebiete. Kerngebiete inmitten einer intensiv genutzten Matrix haben oft eine geringere Qualität als solche, welche inmitten einer extensiv genutzten Landschaft liegen. Das hat vor allem mit Randeffekten zu tun. Optimale Lebensbedingungen haben Arten meist nur ab einem bestimmten Abstand zum Rand ihres Lebensraumes, abhängig von ihrem Aktionsraum. Eine naturferne Matrix verstärkt den Einfluss der Randbereiche auf die Kernräume eines Lebensraumes. Arten des Kernbereichs (meistens Spezialisten) nehmen ab oder verschwinden ganz, während Arten des Randbereichs (meistens Generalisten) profitieren.

Übersicht zur Aufgliederung der im ÖI-Projekt Oberaargau:

Am Beispiel Offenland verdeutlicht diese Einteilung, dass die Kern- und Vernetzungsgebiete der ÖI bereits einen Grossteil der naturnahen Flächen abdecken. Flächen der Matrix hingegen, welche hinsichtlich der Qualität relevant sind oder zumindest eine minimale Artenvielfalt aufweisen, sind meistens Randflächen (z.B. Säume ohne Vereinbarungen, Böschungen, Gräben, Fahrspuren). Diese machen einen sehr geringen Anteil der Matrix aus und es sind nur unzureichende Daten verfügbar. Der grösste Anteil der Matrix im Offenland besteht aus Dauerkulturen, welche sich nach der Bewirtschaftungsform und Nutzungsintensität unterscheiden.

Entwurf Konzeptvorschlag zur Charakterisierung der Matrix im Offenland (Hintermann & Weber AG)
Entwurf Konzeptvorschlag zur Charakterisierung der Matrix im Wald (Hintermann & Weber AG)

Zurück zum Seiteninhalt